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stürmisches Burgenland

Endlich, nach 2 wetterbedingten Verschiebungen, konnten wir unsere Makroausrüstung einpacken und uns in Richtung Burgenland begeben. Von Freunden hörten wir, dass die Libellen-Schmetterlingshaft derzeit fliegen soll...ein Wunschmotiv....perfekt! Die Fahrt verlief problemlos, kein ASFINAG-Kaffeeautomat auf der Strecke Innsbruck-Winden wurde von uns ausgelassen, um den Koffeinpegel auf anständigem Niveau zu halten. “Vorfreudeverlängerung” durch “Anreiseverzögerung”, der “Kaffee to go” wurde im Stehen an diesen wunderbaren Rastplätzen eingenommen. 

Leider hatte die “Vorfreudeverlängerung” den Nachteil, dass wir in Wien in den Feierabendverkehr kamen und somit wurde unsere Vorfreude nochmals deutlich verlängert! Trotz Zusage, dass wir im Erdgeschoß neben unseren Fotofreunden Karin und Gerhard ein Zimmer beziehen könnten, wurden wir dann kurzer Hand im Dachboden einquartiert. Ihr Haus sei halt sehr gefragt, meinte die Chefin. Macht ja nichts, wir Fotografen sind ein pflegeleichtes Völklein und zudem brauchen wir doch nicht vielmehr als ein vernünftiges Bett. Bis zu jenem denkwürdigen Wochenende war ich auch noch dieser Meinung....

Gegen 18 Uhr bezogen wir das Zimmer und wollten uns ein klein wenig “frisch” machen, da die Außentemperaturen deutlich über 30 Grad waren. Beim Öffnen der Türe traf uns fast der Schlag. Offensichtlich hatten wir die Suite “Finnische Sauna” gebucht..im Affekt schaute ich mich als erstes nach dem Aufgußeimer um. Etwas erschrocken lies ich mich auf das deutlich unter “schwedischem Möbelhaus-Level” befindliche Bettchen sinken, welches sich sofort erkenntlich zeigte, indem es uns mit dem Fußteil zuwinkte. Ein entschloßener Handkantenschlag von Elke trieb das Fußteil wieder an seinen angedachten Platz, jedoch lösten sich dadurch die Dübel des Kopfteils. 

Auch dieses Problem konnten wir “meistern” und in der Hoffnung, dass es in der Nacht im Zimmer etwas kühler werden würde, verliesen wir das Zimmer fluchtartig und begaben uns mit Karin und Gerhard ins Makrorevier.Im Makrorevier angekommen staunten wir nicht schlecht. So muß das Paradies für Makrofotografen aussehen.... genau so, nur bitte ohne Wind und mit etwas tieferen Temperaturen. Voller Hoffnung blickten wir auf den nächsten Morgen. 3:45 war Tagwache, der Wind sollte sich legen und die Temperaturen deutlich tiefer sein. Den lauen Abend nutzten wir für das leibliche Wohl beim Italiener auf der Terrasse, aber auch hier wurden wir kurze Zeit später von Millionen von Stechmücken vertrieben. Satt, zerstochen und müde betraten wir gegen 22 Uhr unsere “finnische Sauna”. Die erhoffte Abkühlung bleib aus,  die erste Nacht wurde zur Qual, da wir solche Temperaturen in der Nacht nicht gewohnt sind. (im Regelfall kühlt es in Tirol Nachts etwas ab).

Das Aufstehen am nächsten Morgen fiel schwer, nur dem großflächig mit Hansaplast befestigtem Ventilator im Bad fiel das “Anlaufen” wohl noch schwerer. Am Boden lag eine rießige tote Fleischfliege, die starb sicherlich einen Hitzetod. Zum dekorativ über dem Tisch befindlichem Spinnennetz hatte sie es nicht mehr geschafft, aber die Eigentümerin dieses Webwerkes ergriff ohnedies schon früher die Flucht und suchte sich ein kühleres Plätzchen. 

Im Makrogebiet angekommen flogen uns die Falter bereits im Morgengrauen “um die Ohren”. Es war viel zu warm und der Wind lies leider auch nicht nach. Dennoch konnten wir einige Libellen-Schmetterlingshaft, welche sich tapfer an den Halmen festklammerten, fotografieren. Wenn man diese mit dem Wind ausrichtet und zudem mit Pflanzenklammern den Halm spannt, so funktioniert dies recht gut. Um die richtige Freistellung brauchten wir uns  keine Sorgen machen, der Wind bog die restlichen Halme wunderbar aus dem Schärfebereich. Mit einigen akzeptablen Aufnahmen und der Hoffnung auf den nächsten Morgen verliesen wir diesen Ort. Unser Hochtemperaturzimmer stellte diese Nacht kein Problem dar, zu groß war die Müdigkeit. Es sollte jedoch die einzige Nacht werden, in welcher ich Schlaf finden würde. 

Hurra, ich konnte bis 3:45 durchschlafen und war voller Datendrang und motiviert.

Selbst für den Ventilator im Bad dürfte diese Nacht eine Bessere gewesen sein, er begrüßte mich mit einem sonorem Klang und ohne Anlaufschwierigkeiten. Bei der Versorgung meiner unzähligen Gelsenstiche bewunderte ich nochmals dieses ausgeklügelte Befestigungssystem mit Hansaplast, ein Wunder an Funktionalität und Fest für die Augen. Diesen Morgen trafen wir uns mit Sabine im Makrorevier und wollten gemeinsam Jagd auf Fotomotive machen. Leider waren die Temperaturen als auch der Wind an diesem Morgen noch heftiger, was ein vernünftiges Arbeiten fast unmöglich machte.  Als es dann noch zu regnen begann, brachen wir ab und gingen in ein nahegelegenes Wirtshaus zu einem ausgedehnten Frühstück. Am Nachmittag erkundeten wir einige andere Gebiete, welche unter normalen Witterungsbedingungen wohl sehr vielversprechend sein würden. Zudem trafen wir noch Gerhard Kummer, welcher trotz Radrundfahrt den beschwerlichen Weg auf sich nahm und ins Nordburgenland kam. 

Ich wurde gegen 0:30 von lautem Gelächter und Gegröle aus meinem Schlaf gerissen. Mein erster Gedanke war, dass es sich um Gäste handelte, welche wohl bald in ihre Zimmer verschwinden würden. 30 Min. später verworf ich diesen Gedanken und ein wenig genervt waagte ich den Versuch, die Dachlucke zu schließen. Es stellte sich heraus, das dies kein so leichtes Unterfangen war, denn um die Dachlucke zu schließen mußte zuvor der Vorhang sowie ein Fliegengitter abgebaut werden. In ausgeschlafenem Zustand und bei Tageslicht ist das nicht weiter ein Problem, aber schlaftrunken und bei fast völliger Dunkelheit ?

Noch ehe ich einen Gedanken fassen konnte, löste sich eine der beiden Vorhangstangen und sprang mich an. Nun bedurfte es doch ein wenig Licht und meine liebe Frau folgte wohl sofort meinen Anweisungen. Was mag das für ein Bild gewesen sein, als das Licht anging? Da stand ich nun, wie Gott mich schuf, eingewickelt in einen Vorhang und mit einer Vorhangstange in der Hand. Nachdem ich erfolgreich meine nächtliches Rollenspiel als auch die Baumaßnahmen abgeschlossen hatte, waagte ich einen einen Blick durch die Dachlucke und traute meinen Augen nicht. Die Wirtin selbst und einige ihrer Bekannten machten im Hof direkt unter unserem Zimmer Party….und das nicht zu knapp! Was ich darüber denke, dass will ich hier nicht schreiben.

 

Die Nacht war wieder mehr als kurz, denn trotz geschlossener Lucke konnte man jedes sinnfreie Wort verstehen und zudem wollten wir am Morgen nochmals unser Glück versuchen, da einige Einheimische davon sprachen, dass der Wind nachlassen sollte. Leider war dem nicht so und wir kämpften auch diesen Morgen wieder gegen hohe Temperaturen und den stürmischen Wind an. Nach einem ausgedehnten Frühstück begaben wir uns dann auf die Heimreise nach Tirol. Schlussendlich sind trotz der widrigen Umstände einige gute Aufnahmen entstanden, wir haben eines unserer Wunschmotive ablichten dürfen und eine entspannte Zeit mit Freunden verbringen dürfen. Das man unter normalen Witterungsbedingungen deutlich mehr aus den Aufnahmen machen hätte können, dass steht für mich aber ebenfalls fest.

 

Viele Grüße

Wolfgang 


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