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Makrourlaub in den Tiroler Bergen

Freitag 30. Juli: Vanessa Ankunft.

Eine langjährige Fotofreundin aus NRW, welche wir schon fast 10 Jahre nicht mehr gesehen haben, wird dieses Jahr ihren Sommerurlaub bei uns verbringen. Am späten Nachmittag dieses verheißungsvollen Tages stehen wir also pünktlich bei Ankunft des Zuges am Bahnsteig. Reger Betrieb, eine Armada an maskierten Leuten (Maskenpflicht) blickt in Richtung des einfahrenden Zuges. Damit ich im Meer der weißen Masken etwas herraussteche, setze ich mit meiner kieselgrauen Maske einen dezenten Akzent. Meine Gattin, modisch etwas versierter als ich, greift zu einer ihrem Outfit passenden dunkelblauen Maske. Trotz aller Schwierigkeiten konnten wir Vanessa schlussendlich auch aufgrund ihrer Körpergröße identifizieren. Nun noch der Großstadt "entfliehen", nach einer halben Stunde Autofahrt erreichen wir unser zu Hause. Endlich geschafft....riesige Freude.

Samstag 01. August: Es scheint so, als ob Vanessa in den letzten Jahren "Intoleranzen" gesammelt hat. Vanessa ist eigentlich eine sehr tolerante Persönlichkeit, ihr Körper aber offensichtlich nicht. Erste Sorgenfalten auf meiner Stirn... sie könnte hier auch verhungern. Wo sind die ganzen Enzyme hin? Also ab in den Supermarkt unseres Vertrauens, das gesunde "Zeugs" kaufen. 

 

Leider ist für die ganze kommende Woche Dauerregen angesagt. Für unser Vorhaben, die nächsten 2 Wochen intensiv Outdoor-Makrofotografie zu betreiben ist das leider nicht förderlich. Am Nachmittag sollte es aber laut den Meteorologen trocken bleiben, sowie es auch in der kommenden Woche immer wieder trockene Phasen geben sollte. Unser "gefinkelter" Plan: Wir gehen raus und nutzen eben diese trockenen Phasen. Angekommen in einem Hochmoor verhießen die dunklen Wolken nichts Gutes und nach wenigen Minuten begann es auch schon zu regnen. Ich brauche nicht erwähnen, dass ich der einzige war, der natürlich wieder nicht entsprechend den Bedingungen gekleidet war. Eventuell habe ich auch einen Fetisch für nasse Füße, wenn das kalte Wasser bei jedem Schritt zärtlich meine Zehen umspült und meine Sinne anregt ? - Ich weiß es nicht.

Gefunden und fotografiert haben wir noch einen schon etwas "abgeflogenen Hochmoor-Perlmutfalter und einen weißbindigen Mohrenfalter. Ich glaubte zu erkennen, dass die Falter ebenso begeistert vom Wetter waren wie wir.

Sonntag 02. August: Wettervorhersage Dauerregen. Vanessa bekam für ihren Urlaub hier die A99 und ein 180er Makro als Leihgabe. Ihr Nikon Equipment blieb aus Gewichtsgründen zu Hause und so mußte sie sich  erst an meine Sony gewöhnen. Gerade als wir die ersten Falter in unserem Garten ablichten wollten, begann es wie aus Kübeln zu regnen! Um ihr ein paar Übungsschüsse zu ermöglichen und Regenschirme nicht sonderlich praktikabel sind, fahren wir "schweres Gerät" auf. Ein großer Sonnenschirm samt Ständer entsprach unseren Anforderungen und meisterte die Aufgabe bestens.

Trotz der bescheidenen Wettervorhersage beschließen wir, am Nachmittag in ein Makrogebiet zu fahren, da es laut Wetterbericht immer wieder trockene Phasen geben soll. Da es etwas eigenartig aussehen würde, wenn ich den Wanderweg mit einem Sonnenschirm im Gepäck beschreite, nahmen wir dann doch die Regenschirme mit. Während meine Frau nach Faltern Ausschau hielt, versuchte ich die prognostizierten "trockenen Phasen" zu finden. Während ich erfolglos blieb, entdeckten meine Begleiterinnen einen silbergrünen Bläuling und einen Flockenblumen-Scheckenfalter. Die "patschnassen" Falter wurden erfolgreich abgelichtet, danach ging es völlig durchnässt wieder nach Hause.

 

3. bis 6. August: Dauerregen und eisige Temperaturen. Noch nie hatte ich Anfang August heizen müssen. Unsere letzte Arbeitswoche, ab 7. August haben wir endlich auch zumindest eine Woche Urlaub. An diverse Aktivitäten im Freien war nicht zu denken, allerdings sollte es laut Prognose eine deutliche Wetterbesserung geben.

 

Freitag 6. August: Endlich Urlaub und wie bestellt, der erste wirklich halbwegs sonnige Tag. Uns kann nichts mehr halten, ab zu den Faltern.

Wir besuchen ein Hochmoorgebiet und müssen leider feststellen, dass die letzten Tage für die Falter kein "Honiglecken" waren. Also Ortswechsel zu unserem vielversprechendsten Plätzchen, welches zudem sehr versteckt ist.

Bei der Ankunft gibt es den ersten Schock..... Wildcamper im Naturschutzgebiet. Wie haben die nur hierher gefunden? Wir sind an diesem Plätzchen sehr oft, weil wir hier die Ruhe und Einsamkeit schätzen... abseits der Menschenmassen, welche mittlerweile mittels Bussen ins Naturschutzgebiet "gekarrt" werden. Camper waren hier noch nie!

Wir finden eine Unzahl an frischen Roten Scheckenfalter, Dickkopffalter, große Feuerfalter  und Rote Apollos. Kaum haben wir unsere Ausrüstung ausgepackt, hatten wir auch schon eine interessierte Zuschauerin... es wurde mehr gequatscht und die Fotografie wurde nur halbherzig betrieben.

Eine Familie aus Dresden auf dem Weg in den Süden...

Samstag 7. August: Ein Kaisermantel hatte sich am Vorabend in unser Wohnzimmer verirrt. Wir suchen einen Ansitz und platzieren ihn zum Übernachten im Freien. Am nächsten Morgen war früh aufstehen angesagt, denn wir wollten unseren "kleinen Freund" vor seinem Abflug noch fotografieren!

Sonntag 8. August: Wir beschließen im Hochmoorgebiet nach Faltern zu suchen, da der letzte Besuch vor 2 Tagen ja leider nicht erfolgreich war. Dort angekommen stellten wir fest, dass der Wanderweg außerordentlich gut besucht war. Dennoch wagen wir uns bis zur ersten relevanten Stelle und ließen dort unsere Blicke schweifen. Das Absuchen der Ansitze erfordert ein bisschen Konzentration und Zeit aber ich werde leider jäh  aus meinem "Such-Modus" gerissen.

Hinter uns waren natürlich schon wieder Zuschauer, deren Blicke aber eher fragend waren. Wir brechen ab, das macht so keinen Spaß. Also wieder auf unser verstecktes Plätzchen, wo wir in Ruhe fotografieren konnten!

Auf der Fahrt dorthin machen wir an einer Stelle halt, welche sehr unscheinbar ist, aber wir schon einige seltenere Falter sichten und fotografieren durften. Erst ausgestiegen, erhaschten meine Augen auch schon ein ganz besonders seltenes Exemplar. Ein Kombi mit einem elendslangen Segelflugzeuganhänger kam da in Schrittgeschindigkeit auf uns zu! Man muss sich vor Augen halten, dass wir uns hier auf einer nicht ausgebauten Passstraße befinden, wo teilweise keine 2 Autos nebeneinander passen! Ich möchte nicht wissen, wie er um die ihm noch bevorstehenden engen Spitzkehren kommt. Zu gerne hätte ich dieses äußerst seltene Exemplar fotografiert, einzig die Fassungslosigkeit ließ es nicht zu. Was ich darüber denke, will ich hier nicht zum Besten geben. Es sei aber gesagt, dass ich seinen Optimismus bewundere. Falter fanden wir an diesem Tag leider keine an dieser Stelle. Die gute Laune verflog leider wieder sehr schnell, als wir unser verstecktes einsames Plätzchen ansteuerten. Schon wieder Wildcamper... Mittlerweile ist eine Feuerstelle und frisches Holz an der Stelle, zudem jede Menge Camper-Equipment aufgestellt. Wir bahnen uns unseren Weg durch federballspielende, halbnackte Menschen, die wohl von unserer Ankunft auch nicht begeistert gewesen waren. Wir finden Rote Scheckenfalter und einige Bläulinge sowie einen Großen Feuerfalter!

Montag 09. August: Da die Temperaturen mittlerweile steigen, entscheiden wir uns für eine Frühschicht im Makrogebiet. An genau jener Stelle, wo wir gestern schon den Segelflugzeugsanhänger sichten durften, finden wir einen feurigen Perlmutfalter! Auf fast 1600m Seehöhe und bei den tiefen Temperaturen eignet er sich als Model ausgesprochen gut! Ich bin begeistert, mein erster feuriger Perli und dann auch noch gute Bedingungen und ein sehr geduldiger Falter! - Perfekt! Nachdem die Fotosession etwas länger dauerte (3 Fotografen), war es mittlerweile schon später Vormittag, als wir unsere Fahrt Richtung "Lieblingsplätzchen" aufnahmen. Wir fanden wieder Rote Apollos,  rote Scheckenfalter und einen Roten Würfeldickkopf. Aufgrund des starken Windes und einem rasch aufziehenden Gewitter mussten wir jedoch unser Unterfangen abbrechen!

Dienstag 10. August: Wenn schon am Wochenende dauernd Camper auf unserem Plätzchen sind, so nutzen wir diesen heißen Wochentag, um endlich in Ruhe fotografieren zu können. Angekommen im Gebiet erkenne ich auch schon von Weitem einen roten Campingbus. Das darf doch nicht wahr sein. Der Bus wurde auf 4 großen Steinen "aufgebockt"! Der Sinn erschließt sich mir nicht, da die Steine unter den Reifen waren. Wenn man schon eine Abrollsicherung macht, dann schiebt man diese doch vor oder hinter den Reifen. Vielleicht handelt es sich aber um einen neuen Trend... In mir keimt der Verdacht, dass dieses Plätzchen im Wildcamper-Onlineforum mindestens unter den ersten 3 Plätzen ist.

Im Gebiet selbst ist es leider wieder sehr windig aber dennoch können wir mit viel Geduld Falter finden und ablichten. Wir finden Rote Apollo, Würfel-Dicki, Braune Dicki, Thymian-Ameisenbläuling und eine Armee von roten Scheckenfaltern! Eigentlich wollten wir noch große Feuerfalter finden, aber dieser Wunsch erfüllte sich leider nicht.

Mittwoch 11. August: Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich in unserem Garten einen Hochmoor-Gelbling fand. Wir haben ja dank unserer jahrelangen Bemühungen eine große Faltervielfalt bei uns im Garten, aber das grenzt für mich eher an ein Wunder.

Weitaus weniger spektakulär aber dennoch eine Freude waren der Fund eines Schwalbenschwanzes und eines Zitronenfalters, welchen ich im Brombeerstrauch des Nachbarn fand. Zudem treiben sich kleine Eisvögel rum. Wir beschließen, dies genauer zu beobachten.

 

Donnerstag 12. August: Eigentlich wollten wir an diesem Tag Pause machen aber ich habe so einen Verdacht, wo einer der kleinen Eisvögel sein Nachtquartier aufgeschlagen hat. Bereits in der Morgendämmerung und vollkommen "schlaftrunken" gehen wir in den Garten an besagte Stelle und werden sogar nach einiger Zeit fündig. Die Bergung erforderte dicke Arbeitshandschuhe, da der kleine Eisvogel auch im Brombeerstrauch nächtigte. Eisvogel-Shooting war angesagt. Leider hatten wir ein sehr nervöses Exemplar und durch die heißen letzten Tage war die Temperatur in der Früh zu hoch. Dennoch gelang uns allen vernünftige Aufnahmen, bevor der Falter ohne Vorankündigung Zuflucht im Zwetschkenbaum suchte und hektisch an einer Frucht saugte! - Mahlzeit!

 

Freitag 13. August: Wir machen an diesem Tag genau gar nichts... abhängen, sich ein bisschen erholen und den Tag genießen.

Samstag 14. August: Wir vertreiben uns den Morgen im Garten mit einem Shooting von einem kleinen Fuchs und einem schwarzkolbigen Braun-Dickkopffalter. Die Stimmung ist getrübt, am Sonntag früh muss Vanessa leider schon wieder das "heilige" Land Tirol verlassen.

Da leider der eigentlich Zug am Vortag einfach ohne Info ersatzlos ausfiel, müssen wir früh aufstehen und Vanessa zum Innsbrucker Bahnhof bringen.

Sonntag 15. August: Abreise Vanessa!

 


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